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Krone Barbarossas

Ich habe kürzlich ein 3D Modell fertig gestellt, an dem ich sporadisch ca. ein Jahr gearbeitet hatte: eine fiktionale Krone des berühmten römisch-deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa.



Historischer Hintergrund



Friedrich I., deutscher König und römischer Kaiser (den die Italiener wegen seines roten Bartes "Barbarossa" nannten), war bestrebt, nach einem Leben geprägt von Kriegen in Deutschland und Norditalien, seiner Regentschaft Ruhm und Glanz zu verleihen, indem er Jerusalem von den Muslimen unter Saladin, der zuvor die Region erobert hatte, zurück zunehmen.


Im reifen Alter von 69 stellte er ein riesiges Heer zusammen und marschierte über Ungarn, Byzanz und das von türkischen Seldschuken kontrollierte Kleinasien, nur um dann tragischerweise im Flusse Saleph in der heutigen Türkei zu ertrinken, was seinen Ambitionen ein Ende setzte.


Sein Heer war am Boden zerstört, fühlte sich von Gott verlassen und zerstreute sich in alle Winde. Sein Leichnam konnte nicht in die Heimat zurück gebracht werden und ging letztendlich verloren.


Nach seines Sohnes Heinrichs VI. frühem Tod, begann im Reich eine Zeit der Unruhen, wonach dieses nie wieder zu seiner früheren Stärke zurückfinden sollte. Das mag die Menschen dazu bewogen haben Geschichten zu erfinden um mit einer Periode, die spätere Generationen die "kaiserlose, die schreckliche Zeit" nannten, zurecht zu kommen.




Die Sage vom schlafenden Kaiser Barbarossa


Die Sage erzählt vom Kaiser, sitzend auf einem Thron in einer unterirdischen Höhle im Kyffhäuser Gebirge in Thüringen. Er schläft, doch wird er alle 100 Jahre erwachen um einen Zwerg zu fragen, ob die Raben nach wie vor um den Berg kreisen. Der Zwerg geht hinaus und sagt ihm: Ja, sie fliegen noch. Er seufzt und sagt "Dann werde ich für weitere 100 Jahre schlafen." Nur wenn der Adler erscheint und die Raben davon scheucht, kann er erwachen und die Höhle verlassen um dem Reich wieder zu Ruhm und ewig währendem Frieden zu verhelfen.


Die Sage in der Kunst


Die meisten Darstellungen der Geschichte wurden im 19. Jahrhundert angefertigt, als die Sage von Barbarossa benutzt wurde um den Wunsch nach einem vereinten Deutschen Reich auszudrücken, wie es angeblich zur Zeit Barbarossas existiert hatte. In diesen Darstellungen trägt er meistens die Reichskrone, die zu der Zeit die Idee von einem wieder vereinten Deutschland symbolisierte.


Da ich aber von tatsächlicher mittelalterlicher Geschichte und dem Zeitalter der Kreuzzüge im besonderen fasziniert bin, wollte ich dem Ganzen ein etwas realistischeres Aussehen verleihen.


Ich wollte den Kaiser zeigen, wie er während der letzten Tage seines Kreuzzugs gekleidet gewesen sein mag, indem er eine zeitgenössische Rüstung des späten 12. Jahrhunderts und einen Überrock trägt, der den staufischen Reichsadler zeigt, wie er seit der Zeit seines Sohnes Heinrichs VI. gebräuchlich wurde, sowie eine Krone, die sowohl seinem Charakter als auch dem Kunststil der Zeit entsprechen würde.


Für meinen Geschmack wäre die Reichskrone die falsche Wahl gewesen, da sie nach wie vor existiert und jederzeit in der Hofburg in Wien besichtigt werden kann.

Außerdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass der historische Kaiser sie tatsächlich mit auf den Kreuzzug genommen hätte. Die Reichskrone war üblicherweise für Krönungen und große Festlichkeiten vorgesehen, davon ab aber während seiner Herrschaft auf Burg Trifels in der Südpfalz aufbewahrt.


Inspirationen


Also habe ich mein eigenes Design entwickelt, inspiriert von verschiedenen Darstellungen europäischer Könige und Kaiser des Hochmittelalters in Schlachten oder auf Kreuzzug.

König Phillip II. von Frankreich gegen Kaiser Otto IV. in der Schlacht von Bouvines


Darstellungen von Königen in der Morgan Bibel


Krönung Kaiser Friedrichs II. und König Ludwigs XI von Frankreich


Mein Design


Ich wollte das Fleur-de-Lis Design, das während dieser Zeit beliebt war, beibehalten, benötigte aber dennoch ein Alleinstellungsmerkmal...


Was mir auffiel, während ich mir diese Darstellungen ansah, war, dass Kaiserkronen stets einen Bügel von Front- zu Rückseite hatten, während dies bei Königskronen nicht der Fall war. Das war also ein Element, das ich einbauen müsste.


Ich habe mir außerdem erhaltene Kronen der Zeit (+- 150 Jahre) angesehen. Es gibt nach wie vor mehrere Grabkronen der salischen Dynastie (frühes 11. bis frühes 12. Jahrhundert), die aus Bronze gefertigt und zumindest teilweise vergoldet wurden.


Konrad II.


Heinrich III.


Heinrich IV.


Daher entschied ich, dass das auch für mein Projekt eine gute Wahl wäre. Es wäre nicht nur visuell interessant unterschiedliche Lagen an Materialien übereinander zu haben, die durch jahrhundertelangen Gebrauch abgenutzt wurden, es wäre auch logischer eine Krone herumzutragen, die aus Bronze anstatt Gold gefertigt wurde, die dann ja wesentlich kostbarer und empfindlich für Beschädigungen bei regelmäßiger Nutzung wäre.


Weiterhin gibt es eine berühmte zeitgenössische Darstellung Friedrich Barbarossas (vermutlich), den "Cappenberger Kopf", hergestellt aus vergoldetem Kupfer.



Der in die Büste gestanzte Text inspirierte mich dazu den Kronreif ähnlich zu dekorieren, da er ansonsten recht langweilig gewirkt hätte. Ich war mir zunächst nicht sicher, was ich schreiben sollte, denn es müsste etwas sein, das zu Barbarossas Regierung und Gesinnung passt...


Zeitgenössische Urkunden erwähnen immer wieder die Idee der "HONOR IMPERII", was seine politische Leitlinie im Umgang mit Gegnern, die laut ihm besagte Ehre beleidigt haben sollen, unterstrich. Auf der Rückseite steht "GLORIA DEI" (zum Ruhme Gottes) als Credo für die gesamte Idee eines heiligen Kreuzzugs, die sich ein Kaiser als weltliches Oberhaupt der westlichen Christenheit verpflichtet fühlte aufrecht zu halten.


Zwischenstand und künftige Ideen


Zwischenstand des schlafenden Kaisers mit Kettenhaube und Krone. Ich plane unter die Kettenhaube noch ein wenig Polsterung zu tun, wie eine Leinen- oder Lederkappe.


Die Kettenhaube selbst wird ein sogenanntes Ventail, das den Mund bedecken soll, haben. Allerdings lasse ich es in diesem Fall offen, damit sein glorreicher Bart nicht verdeckt wird.


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